Kulinarische Impressionen einer ägyptischen Dorf-Hochzeit
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Für europäisches Empfinden sind ägyptische Hochzeiten vielleicht zu laut, kitschig und nicht besonders individuell, aber ganz sicher ist so eine Dorf-Hochzeit für jeden ein besonderes und unvergessliches Erlebnis.
Eine traditionelle ägyptische Hochzeit auf dem Land läuft nach festgelegten Ritualen ab, bei denen ganz genau vorgeschrieben ist, was die Brauteltern übernehmen und was die Familie des Bräutigams. Das gilt für die Aussteuer und Wohnungseinrichtung, genau wie für die Feierlichkeiten.
Da die Nichte meines Mannes die Braut bei diese Hochzeit war, berichte ich hier über alles, was die Familie der Braut zu den Hochzeitsfeierlichkeiten, die sich über drei Tage ziehen, beiträgt.
Ich möchte hier dem Thema des Blogs treu bleiben und vor allem über das Essen berichten. Einen allgemeinen Bericht über ägyptische Hochzeiten gibt es hier.
Die Frischhefe war bereits am Abend vorher zu einem Vorteig angerührt worden.
Jeder Bottich wurde etwa halb mit Wasser befüllt, dazu ein Viertel des Vorteigs, 1 EL Trockenhefe und 2 Hände voll Salz gegeben.
Dann wurde nach und nach das Mehl zugefügt.
Es entstand durch vollen Körpereinsatz ein elastischer, weicher Teig.
Meine Schwiegermutter und die anderen Frauen kneteten was das Zeug hielt, bis der Teig sogar Blasen warf.
Ich war schnell aus der Puste und meine Arme taten weh, aber die ägyptischen Bäuerinnen besitzen Kraft und Ausdauer anstelle einer Küchenmaschine.
So wurden von allen Frauen zusammen insgesamt vier große Bottiche voll Teig angesetzt.
Dann wurden die Laibe geformt. Dazu wurde etwas Teig in die feuchten Hände genommen und immer auf und ab bewegt, bis die gewünschte Kugelform entstand.
Je 4-5 Teigkugeln kamen auf die mit Weizenkleien bedeckten Platten aus Pappmaschee bzw. trockenem Lehm. Jede Schüssel ergab etwa 12 dieser Platten mit je 4-5 Broten, also insgesamt über 200 Brote.
Nun gab es erstmal für alle Helferinnen Frühstück, da die Brote aufgehen mussten.
Sie wurden dazu zunächst in Zimmer mit angeschalteten Deckenventilatoren gestellt, nach etwa 30 Minuten wurden die Ventilatoren ausgeschaltet und durch die Wärme konnten die Brote aufgehen. Einige kamen zum Aufgehen auch, wie der Name es eigentlich verlangt, in die Sonne (Schams), aber wegen Platzmangel nicht alle.
Nach der willkommenen Stärkung war die erste Fuhre bereits gut aufgegangen und es folgte der vierte Arbeitsschritt nach dem Kneten, Formen und Aufgehen: das Backen.
Die aufgegangenen Brotlaibe wurden an der Seite aufgeritzt, um ein gleichmässiges Wachstum zu gewährleisten und dann mit einem Brotschieber in den heißen Gasofen geschoben.
Die Frauen behalten die Brote die ganze Zeit im Auge und schieben die Brote im Ofen hin und her, damit sie gleichmäßig gebacken werden.
Das Ergebnis war ein ganzes Zimmer voll mit leckerem Aisch Shams. Wir waren gegen Mittag fertig.
Hier ein kurzes Video über das Sonnenbrot:
Ein angeheuerter Koch hatte im Vorfeld die Einkaufsliste geschrieben und teilte dann die männlichen Familienmitglieder für die Hilfsarbeiten ein, während er die Leitung in der improvisierten Zelt-Küche vor dem Haus der Braut übernahm.
Die Frauen übernahmen den kompletten Abwasch und einige Hilfsarbeiten wie z.B. Möhren schälen.
Es gab Mittagessen für grob geschätzte 150-200 Personen. Da Männer und Frauen getrennt bewirtet worden, habe ich nur die weiblichen Gäste gesehen.
Abends fand dann die eigentliche Hochzeitsparty statt, für die der Bräutigam zuständig ist. Dort gab es aber kein Essen.
Es gab Fatta mit Fleisch, weiße Bohnen mit Tomatensoße, Erbsen und Möhren, Nudeln, Würzige Auberginen, Salat und natürlich das Sonnenbrot. Also ein sehr typisches ägyptisches Menü. Serviert wurde das Essen auf gemieteten Edelstahltabletts.
Für den Besuch bei den Frischvermählten am Tag nach der Hochzeit wurden am Morgen nach der Party 13 Basboussa und 11 Kunafa gebacken.
Am frühen Abend wurden sie zum Haus des Bräutigams gebracht, wo jeder der zahlreichen Besucher einen Teller mit den Süßigkeiten bekam.
Es geht noch weiter
Die Brautmutter bringt noch eine ganze Woche lang nach der Hochzeit jeden Tag das Essen für Ihre Tochter und den Schwiegersohn zu Ihnen nach Hause. Besonders beliebt bei frisch verheirateten sind gefüllte Tauben, die für ihre aphrodisierende Wirkung bekannt sind.
Das Hochzeitspaar verbringt die ganze Zeit nur mit Essen und Schlafen, alleine in Ihrer neuen Wohnung.
Eine Woche nach der Hochzeit besucht die Braut zum ersten mal ihre Eltern, dann sind die Flitterwochen, die auf arabisch übrigens Shar El Asal (= Monat des Honigs) heißen, beendet.
In Ägypten gibt es sehr große Unterschiede zwischen Stadt und Land und arm und reich. Es gibt auch komplett andere Hochzeiten, z.B. in den 5-Sterne Hotels in Kairo. Follow my blog with Bloglovin
Eine traditionelle ägyptische Hochzeit auf dem Land läuft nach festgelegten Ritualen ab, bei denen ganz genau vorgeschrieben ist, was die Brauteltern übernehmen und was die Familie des Bräutigams. Das gilt für die Aussteuer und Wohnungseinrichtung, genau wie für die Feierlichkeiten.
Da die Nichte meines Mannes die Braut bei diese Hochzeit war, berichte ich hier über alles, was die Familie der Braut zu den Hochzeitsfeierlichkeiten, die sich über drei Tage ziehen, beiträgt.
Ich möchte hier dem Thema des Blogs treu bleiben und vor allem über das Essen berichten. Einen allgemeinen Bericht über ägyptische Hochzeiten gibt es hier.
1. Tag (Tag vor der Hochzeit) : Aisch Shams - Sonnenbrot
Am Vortag der Hochzeit, dem Henna-Abend wurde frühmorgens, bei Fajr (Gebetsruf vor Sonnenaufgang) mit dem Teig kneten angefangen.Die Frischhefe war bereits am Abend vorher zu einem Vorteig angerührt worden.
Jeder Bottich wurde etwa halb mit Wasser befüllt, dazu ein Viertel des Vorteigs, 1 EL Trockenhefe und 2 Hände voll Salz gegeben.
Dann wurde nach und nach das Mehl zugefügt.
Es entstand durch vollen Körpereinsatz ein elastischer, weicher Teig.
Meine Schwiegermutter und die anderen Frauen kneteten was das Zeug hielt, bis der Teig sogar Blasen warf.
Ich war schnell aus der Puste und meine Arme taten weh, aber die ägyptischen Bäuerinnen besitzen Kraft und Ausdauer anstelle einer Küchenmaschine.
So wurden von allen Frauen zusammen insgesamt vier große Bottiche voll Teig angesetzt.
Dann wurden die Laibe geformt. Dazu wurde etwas Teig in die feuchten Hände genommen und immer auf und ab bewegt, bis die gewünschte Kugelform entstand.
Je 4-5 Teigkugeln kamen auf die mit Weizenkleien bedeckten Platten aus Pappmaschee bzw. trockenem Lehm. Jede Schüssel ergab etwa 12 dieser Platten mit je 4-5 Broten, also insgesamt über 200 Brote.
Nun gab es erstmal für alle Helferinnen Frühstück, da die Brote aufgehen mussten.
Sie wurden dazu zunächst in Zimmer mit angeschalteten Deckenventilatoren gestellt, nach etwa 30 Minuten wurden die Ventilatoren ausgeschaltet und durch die Wärme konnten die Brote aufgehen. Einige kamen zum Aufgehen auch, wie der Name es eigentlich verlangt, in die Sonne (Schams), aber wegen Platzmangel nicht alle.
Nach der willkommenen Stärkung war die erste Fuhre bereits gut aufgegangen und es folgte der vierte Arbeitsschritt nach dem Kneten, Formen und Aufgehen: das Backen.
Die aufgegangenen Brotlaibe wurden an der Seite aufgeritzt, um ein gleichmässiges Wachstum zu gewährleisten und dann mit einem Brotschieber in den heißen Gasofen geschoben.
Die Frauen behalten die Brote die ganze Zeit im Auge und schieben die Brote im Ofen hin und her, damit sie gleichmäßig gebacken werden.
Das Ergebnis war ein ganzes Zimmer voll mit leckerem Aisch Shams. Wir waren gegen Mittag fertig.
Hier ein kurzes Video über das Sonnenbrot:
2. Tag: Mittagessen
Das Mittagessen am Hochzeitstag wurde von den Männern gekocht.Ein angeheuerter Koch hatte im Vorfeld die Einkaufsliste geschrieben und teilte dann die männlichen Familienmitglieder für die Hilfsarbeiten ein, während er die Leitung in der improvisierten Zelt-Küche vor dem Haus der Braut übernahm.
Die Frauen übernahmen den kompletten Abwasch und einige Hilfsarbeiten wie z.B. Möhren schälen.
Es gab Mittagessen für grob geschätzte 150-200 Personen. Da Männer und Frauen getrennt bewirtet worden, habe ich nur die weiblichen Gäste gesehen.
Abends fand dann die eigentliche Hochzeitsparty statt, für die der Bräutigam zuständig ist. Dort gab es aber kein Essen.
In der pinken Schüssel links sind die würzigen Auberginen, in der anderen Schüssel der Salat. |
Es gab Fatta mit Fleisch, weiße Bohnen mit Tomatensoße, Erbsen und Möhren, Nudeln, Würzige Auberginen, Salat und natürlich das Sonnenbrot. Also ein sehr typisches ägyptisches Menü. Serviert wurde das Essen auf gemieteten Edelstahltabletts.
3. Tag (Tag nach der Hochzeit): Basboussa und Kunafa
Für den Besuch bei den Frischvermählten am Tag nach der Hochzeit wurden am Morgen nach der Party 13 Basboussa und 11 Kunafa gebacken.
Am frühen Abend wurden sie zum Haus des Bräutigams gebracht, wo jeder der zahlreichen Besucher einen Teller mit den Süßigkeiten bekam.
Es geht noch weiter
Die Brautmutter bringt noch eine ganze Woche lang nach der Hochzeit jeden Tag das Essen für Ihre Tochter und den Schwiegersohn zu Ihnen nach Hause. Besonders beliebt bei frisch verheirateten sind gefüllte Tauben, die für ihre aphrodisierende Wirkung bekannt sind.
Das Hochzeitspaar verbringt die ganze Zeit nur mit Essen und Schlafen, alleine in Ihrer neuen Wohnung.
Eine Woche nach der Hochzeit besucht die Braut zum ersten mal ihre Eltern, dann sind die Flitterwochen, die auf arabisch übrigens Shar El Asal (= Monat des Honigs) heißen, beendet.
In Ägypten gibt es sehr große Unterschiede zwischen Stadt und Land und arm und reich. Es gibt auch komplett andere Hochzeiten, z.B. in den 5-Sterne Hotels in Kairo. Follow my blog with Bloglovin
Vielen Dank für diesen interessanten Bericht und die schönen Fotos, es ist ja eine ganz andere Welt.
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